Neues aus der Herzmedizin (Achiv) | Herzstiftung

2022-10-14 21:56:19 By : Ms. May Song

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Hier lesen Sie eine Auswahl an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Studien, von Kongressen und Expertentagungen zum Thema Herzerkrankungen.

In einer kürzlich publizierten Studie aus Hongkong wurde geprüft, ob nach Impfung mit einem der beiden Covid-19-Impfstoffe – dem mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer und dem in Hongkong eingesetzten Totimpfstoff CoronaVac von Sinovac Biotech – bei Herzkranken (Diagnose wurde vor Februar 2021 gestellt) auffällige Nebenwirkungen am Herzen auftreten. Betrachtet wurde in der Untersuchung die Häufigkeit von sogenannten MACE-Ereignissen (englisch für Major Adverse Cardiac Events; das heißt: Herzinfarkt, Schlaganfall, Notwendigkeit einer Bypassoperation und Herztod), die zwischen Ende Februar 2021 und Ende Januar 2022 neu festgestellt worden waren. Insgesamt rund 230.000 herzkranke Menschen, von denen 1764 gegen Covid geimpft worden waren, wurden begutachtet. Das MACE-Risiko wurde für die Tage 0-13 und 14-27 Tage nach zwei Dosen des  jeweiligen Covid-Impfstoffs bewertet.

Die entscheidende Erkenntnis: Die Häufigkeit der MACE-Ereignisse vor und nach Impfung unterschied sich nicht – weder zwischen den beiden Impfstoffen, noch in der ersten oder zweiten Beobachtungsphase oder zwischen der ersten und zweiten Impfung. Die Ergebnisse waren zudem bei Frauen und Männern, bei Personen unter und über 65 Jahren und bei Patienten mit verschiedenen kardiovaskulären Grunderkrankungen gleich.

Diese Daten liefern somit einen wichtigen, weiteren Hinweis, dass Menschen mit einer Herzkrankheit kein erhöhtes Risiko für ihr Herz bei einer Covid-19-Impfung zu befürchten haben. Ob dies auch für die dritte und vierte Impfung gilt, lässt sich anhand dieser Studie nicht sagen. (1)

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs sind die beiden 2 häufigsten Todesursachen in den USA wie auch in Deutschland. Häufig wird eine Vitamin- und Mineralstoffergänzung als vorbeugende Strategie für beide Krankheiten vorgeschlagen, da gemeinsame Krankheitswege mit oxidativem Stress, Entzündungen und Methioninstoffwechsel auftreten. Etwa jeder dritte Erwachsene nimmt hierzulande auch regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel ein (Bundesinstitut für Risikobewertung 2021)

Ob damit aber tatsächlich der erhoffte Nutzen erzielt wird, haben daher US-Forscher des unabhängige Expertengremiums „United States Preventive Services Task Force“ (USPSTF) genauer unter die Lupe genommen. Für ihre wissenschaftliche Arbeiten, betrachten sie 84 Studien mit insgesamt rund 740.000 Menschen, die bislang keine bekannte Herzerkrankung oder Krebs hatten. Diese waren nach dem Zufallsprinzip mit Vitaminpräparaten und/oder Mineralien behandelt worden beziehungsweise nur mit einer Scheinmedikation. Über mehrere Jahre wurden dann Sterblichkeit, kardiovaskuläre Ereignisse (Herzinfarkt, Herztod), das Auftreten von Krebserkrankungen und schwerwiegenden Nebenwirkungen erfasst.

Die wichtigsten Ergebnisse: Die Einnahme von Multivitaminpräparaten ging mit einer etwas geringeren Häufigkeit von Krebs einher. Das statistische Risiko wurde um 0,2 bis 1,2 Prozent verringert. Am deutlichsten war dieser Effekt für Lungenkrebs. Diesem auf den ersten Blick erfreulichen Ergebnis steht allerdings ein unerfreulicher Befund gegenüber: Die Einnahme von Beta-Carotin (mit oder ohne Vitamin-A-Zusatz) war mit einer deutlichen Erhöhung des Risikos für Lungenkrebs verbunden, die Zunahme des absoluten Risikos betrug bis zu 0,6 Prozent. Und auch das kardiovaskuläre Risiko war unter Beta-Carotin deutlich erhöht.

Vitamin D und Vitamin E hatten dagegen weder einen Einfluss auf die Sterblichkeit noch auf die Häufigkeit von Krebs oder Herzerkrankungen. Andere Nahrungsergänzungsstoffe zeigten in den verschiedenen Studien entweder uneinheitliche oder ungünstige Auswirkungen. So fanden die Forscher begrenzte Belege, die darauf deuten, dass einige Nahrungsergänzungsmittel mit einem höheren Risiko für schwerwiegende Schäden verbunden sein könnten. Das galt für Hüftfrakturen durch Vitamin A, hämorrhagische Schlaganfälle durch Vitamin E und  Nierensteine durch Vitamin C und Kalzium.

Fazit der Studienautoren: Die zusätzliche Medikation mit Multivitaminpräparaten oder Mineralien hat bei gesunden Menschen keinen oder allenfalls einen minimalen Effekt bei der Verhütung von Herzerkrankungen oder Krebs. Beta-Carotin steigere sogar das Risiko für Lungenkrebs und Herzerkrankungen kritisch. Allerdings betonen die Experten auch, dass bei Vorliegen einer akuten oder chronischen Erkrankung unter Umständen eine zusätzliche Vitamin-, Mineralstoff- oder Multivitamin-Gabe im Rahmen der ärztlichen Therapie sinnvoll sein könne. (2)

Schätzungsweise über 60 Prozent der durch Umweltverschmutzung bedingten Krankheiten und Todesfälle sind auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen. Neben den bekannten Faktoren für eine Luftverschmutzung kann der Boden durch Schwermetalle, organische Chemikalien wie Pestizide und Mikro-/Nanoplastikpartikel verschmutzt sein. Dies führt zu einer Verunreinigung der Nahrungsmittelpflanzen direkt und gelangt durch Regen ebenso ins Wasser. Durch Aufnahme über die Nahrung entstehe eine große und wachsende Gefahr für die menschliche Gesundheit, schreibt eine Forschergruppe um den Mainzer Kardiologen und Umweltexperten Prof. Thomas Münzel von der Universitätsklinik Mainz. Sie haben in ihrer Arbeit wichtige Argumente zusammengetragen, warum diese Zusammenhänge künftig mehr Beachtung auch in der Herzmedizin finden sollten.

Blei: Das Schwermetall kommt kann durch Abbau, Verarbeitung und unsachgemäßes Recycling die Umwelt verschmutzen. Berichte deuten darauf hin, dass Blei zu oxidativem Stress, Entzündungen, Funktionsstörungen der Gefäßwand (wie gestörte Gefäßweitenregulation und Gefäßdurchlässigkeit) und Wachstum von Gefäßzellen mit negativen Auswirkungen auf die Herzfrequenzvariabilität beiträgt. Studien ergaben einen Zusammenhang zwischen hohen Bleispiegeln im Blut und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie KHK, Herzinfarkt und Schlaganfall.

Cadmium: Das Schwermetall fällt bei Verbrennungs- und Produktionsprozessen an. Cadmium führt u.a. zu Gefäßschäden und Gefäßablagerungen durch oxidative Mechanismen, Beeinträchtigung der schützenden antioxidativen Reaktionen und eine Hemmung der Stickoxid (NO)-vermittelten Gefäßerweiterung (Vasodilatation). Eine koreanische Studie ergab z.B., dass Personen mittleren Alters mit einem hohen Cadmiumspiegel im Blut ein erhöhtes Schlaganfall- und Bluthochdruckrisiko haben.

Nano- und Mikroplastik: Kunststoffabfälle werden im Wasser oder Boden  mechanisch und photochemisch zu kleineren und biologisch aktiven Partikeln abgebaut – dem sogenannten Nano- oder Mikroplastik. Bis zu 50 % des Gewichts der hergestellten Kunststoffe bestehen zudem aus chemischen Zusatzstoffen wie Phthalaten, Bisphenolen, Flammschutzmitteln, Per- und Polyfluoralkylstoffen, PCB und Schwermetallen. Obwohl es bisher keine kontrollierten Humanstudien über den Zusammenhang zwischen Nano- und Mikroplastikpartikeln und kardiovaskulären Erkrankungen gibt – die meisten Studien erfolgten an Meerestieren –, wurde kürzlich gezeigt, dass diese Partikel in den Blutkreislauf gelangen und dementsprechend jedes Organ im Organismus schädigen können, wie die Forscher berichten. Bei Mäusen hat zudem die Aufnahme von Polystyrolkügelchen starkes Übergewicht (Adipositas) und kardiometabolische Erkrankungen gefördert sowie den Tod von Herzmuskelzellen durch oxidative Schädigung ausgelöst.

Pestizide und Chemikalien: Zu den chemischen Bodenschadstoffen, die bekanntermaßen gesundheitsschädliche Auswirkungen haben, gehören z.B. polychlorierte Biphenyle (PCB; z. B. Dioxine), Benzol und Bisphenol A (BPA). Die Chemikalien können aus industriellen Prozessen stammen (z. B. Materialzusätze oder Verbrennungsprodukte) oder sie können in Pestizidformulierungen auf den Boden aufgebracht werden. Diese Verbindungen begünstigen oxidativen Stress, Entzündungen oder sogenannte epigenetische Dysregulationen, die alle das Risiko für Krebs, Störungen der Gefäßfunktion, Gefäßablagerungen (Arteriosklerose), Zelltod, die Lebererkrankung NASH, Fettleibigkeit und kardiometabolische Komplikationen erhöhen können. Der landwirtschaftliche Pestizideinsatz ist nachweislich mit einem erhöhten Risiko für mehrere chronische Krankheiten wie Diabetes, Krebs und verbunden. Auch für ischämische Herzerkrankungen, Komplikationen wie akuter Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen und Herzversagen sowie schwerem Bluthochdruck während der Schwangerschaft wurden Zusammenhänge mit der Pestizidexposition berichtet. Allerdings sind die Studien sehr uneinheitlich.

Die Mechanismen, durch die toxische Bodenschadstoffe oxidativen Stress auslösen, sind unterschiedlich, beruhen aber hauptsächlich auf einer Unterdrückung antioxidativer Enzyme und der Störungen der sogenannten mitochondrialen Atmung (damit werden die Stoffwechselprozesse bezeichnet, die der Energiegewinn der Zellen dienen), wie die Wissenschaftler berichten.

Darüber hinaus fördern Schwermetalle Störungen der inneren (zirkadianen) Uhr, wie in verschiedenen Studien gerade mit Blei und Cadmium nachgewiesen worden sei, so die Experten. Eine Störung des zirkadianen Rhythmus kann die Entstehung einer Reihe von Krankheiten, darunter auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, begünstigen, wie in Studien belegt wurde. Eine Störung des zirkadianen Rhythmus ist zum Beispiel bei Schichtarbeitern, die bekanntermaßen ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, weit verbreitet.

Zum konkreten Mechanismus von Nano- und Mikroplastik gibt es noch wenig Erkenntnisse. (3)

US-Wissenschaftler haben in einer Studie 12 gesunde und normalgewichtige Probanden unter Laborbedingungen einem tagelangen Schlafentzug ausgesetzt. Ziel war es, den Einfluss einer unzureichenden Schlafdauer auf den Stoffwechsel und das kardiovaskuläre Risikoprofil zu untersuchen. Die Studienteilnehmer durften sich zunächst vier Tage lang eingewöhnen. Dabei waren neun Stunden Schlaf erlaubt. Anschließend durften sie 14 Tage lang nur noch vier Stunden schlafen. Danach waren in einer dreitägigen Erholungsphase wieder je neun Stunden erlaubt. Essen durften die Probanden in dieser Zeit, was sie wollten. Während der insgesamt 21 Tage wurden Energieaufnahme, Bewegung, Gewicht und andere Körpermesswerte kontrolliert.

Der in der Studie künstlich erzeugte Schlafmangel machte sich tatsächlich körperlich bemerkbar: Die Probanden nahmen täglich deutlich mehr Kalorien mit der Nahrung auf (308 kcal). Auch Protein- und Fettzufuhr stiegen an. Dies führte letztlich zu einer merklichen Zunahme des Bauchfettes (unter der Haut und rund um die Eingeweide), während sich das Körpergewicht nur um im Schnitt ein halbes Kilo erhöhte. Der Energieverbrauch hingegen blieb während des Schlafentzuges unverändert, obwohl mehr Zeit für Bewegung gewesen wäre. Besonders kritisch: Gerade das als kardiometabolischer Risikofaktor geltende Bauchfett rund um Eingeweide (Viszeralfett) nahm sogar noch in der Erholungsphase, also nach dem Schlafentzug, weiter zu, während sich Kalorienzufuhr und Gewicht der Teilnehmer wieder mit ausreichend Schlaf normalisierten.   (1)

Forscher der Staatliche Universität in San Diego sind der Frage nachgegangen, ob sitzende Tätigkeit, wie sie zunehmend die westliche Arbeitswelt prägt, ein unabhängiger Risikofaktor für einen Schlaganfall ist. Sie haben dazu bei rund 7600 Probanden ab 45 Jahren mit einem Beschleunigungssensor über sieben Tage hinweg erfasst, wie viel Zeit pro Tag sie sitzend und wieviel Zeit sie mit leichter oder moderater bis intensiver körperlicher Tätigkeit verbrachten. Sieben Jahre lang wurde anschließend beobachtet, wie häufig in dieser Gruppe ein Schlaganfall auftrat und ob sich ein Zusammenhang mit der täglichen Bewegung erkennen ließ.

Insgesamt hatten sich in dieser Zeit 286 Schlaganfälle ereignet, davon gingen 244 (85 %) mit einer Durchblutungsmangel (Ischämie) einher. Es zeigte sich dann bei der weiteren Auswertung – fast erwartbar –, dass sowohl leichte als auch mittlere bis starke körperliche Aktivitäten mit einem geringeren Schlaganfallrisiko verbunden waren. Deutlich wurde auch: Mit jeder einstündigen Bewegungseinheit pro Tag nahm es um 14% ab. Neu und interessant war, dass umgekehrt sowohl die tägliche Sitzzeit insgesamt als auch die Dauer der jeweiligen „Sitzeinheiten“ ungünstig auf das Schlaganfallrisiko wirkten. So ließ sich ein höherer Anteil an sitzender Tätigkeit mit einem 44 % höheren Risiko für einen Schlaganfall in Verbindung bringen. Und es stieg um 14 % pro täglicher Stunde Sitzen.

Die Wissenschaftler folgern aus ihrer Untersuchung, dass sich das Schlaganfallrisiko somit deutlich verringern lässt, wenn a) mehr Zeit mit körperlicher Aktivität – insbesondere mit moderater Intensität – verbracht wird und wenn b) weniger Zeit mit sitzender Tätigkeit – insbesondere  längeren Sitzeinheiten – verbracht wird. (2)

Bislang sind die Studiendaten zu einer Testosteron-Behandlung bei Männern widersprüchlich. In einigen Untersuchungen wurde ein erhöhtes Risiko etwas für Herzinfarkt und Schlaganfall ermittelt, in anderen konnte das nicht bestätigt werden. Schottische Forscher haben daher 17 Studien vor diesem Hintergrund als sogenannte Meta-Analyse zusammen ausgewertet. Insgesamt wurden die Daten von mehr als 3400 Patienten mit Hypogonadismus (Unterfunktion der Hoden) ausgewertet, die im Mittel über 9,5 Monate mit Testosteron behandelt worden waren.

Das beruhigende Ergebnis: Es fanden sich keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Arrhythmien, Herzinsuffizienz oder einen Herzinfarkt. In der Behandlungsgruppe war die Zahl der Todesfälle sogar etwas geringer (vier versus 12 Fälle). Daraus lässt sich schließen, dass zumindest eine relativ begrenzte Testosteron-Behandlungszeit von etwa zehn Monaten bei Männern mit Hypogonadismus kein Risiko fürs Herz bedeutet. Eine neue Studie prüft derzeit noch, wie sich eine Testosteron-Applikation über die Haut bei Männern auswirkt, die bereits eine Herzerkrankung oder ein erhöhtes Risiko dafür haben. (3)

An der CORDIOPREV-Studie haben rund 1000 Patientinnen und Patienten im Alter zwischen 20 und 75 Jahren mit einer nachgewiesenen koronaren Herzerkrankung teilgenommen. Sie waren alle im spanischen Krankenhaus der Reina Sofia Universität in Cordoba behandelt worden. Sieben Jahre lang wurden sie dann intensiv von Diätspezialisten betreut. Ihnen wurden dabei unter anderem entsprechende Nahrungspakete, etwa mit Olivenöl, zur Verfügung gestellt, je nachdem, ob sie in der Studiengruppe mit mediterraner oder fettarmer Ernährung waren. Die Wissenschaftler, die die Daten am Studienende auswerteten (u.a. Zahl der kardiovaskulären Ereignisse, Herzinfarkte, Revaskularisationen, Schlaganfälle, Herztod) wussten nicht, welcher Patient in welcher Gruppe war.

Es zeigte sich, dass die kardiovaskuläre Schutzwirkung durch die mediterrane Ernährung merklich größer war als die bei fettarmer Kost. Während der Studienzeit war es bei 87 Personen der Gruppe mit mediterraner Kost zu einer Herz-Gefäß-Komplikation gekommen und bei 111 Personen der zweiten Gruppe. Besonders Männern tat die Mittelmeerküche offensichtlich gut: Bei ihnen war damit das Risiko für ein schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis um etwa ein Drittel (33 %) geringer im Vergleich zu fettarmer Ernährung. Interessant: In der Gruppe mit Mittelmeer-Kost war der Gesamtfettanteil der zugeführten Nahrung sogar über die Zeit etwas angestiegen – bedingt durch den Verzehr von mehr Olivenöl, Nüssen und Fisch. Allerdings nahm der Kohlenhydratanteil leicht ab. In der Vergleichsgruppe war es umgekehrt: Der Fettanteil nahm – wie gewünscht – ab, aber der Kohlenhydratanteil nahm merklich zu.

Das Studienergebnis bestätigt damit die aktuellen europäischen Empfehlungen zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Darin wird ebenfalls die mediterrane Ernährungsweise bevorzugt und z.B. empfohlen, gesättigte Fettsäuren durch ungesättigte zu ersetzen. (1)

Schon früh in der Corona-Pandemie wurde deutlich, dass ältere Menschen und insbesondere Männer ein merklich erhöhtes Risiko für schwere Covid-19-Verläufe haben. Ähnliches gilt auch bei Fettleibigkeit und Bluthochdruck. Welchen Effekt jedoch metabolische Vorerkrankungen in Kombination auf den Verlauf einer Infektion mit SARS-CoV-2 und das Risiko zu sterben haben, wurde nun durch Auswertung der Daten von rund 3000, überwiegend deutschen Patienten aus dem europäischen Fallregister LEOSS gezielt untersucht. Daran beteiligt waren mehre deutsche Forschungseinrichtungen.

Dazu wurden verschiedene Altersgruppen (18-55 Jahre; 56-75 Jahre und über 75 Jahre) mit und ohne Erkrankungen (Bluthochdruck, Adipositas, Diabetes/metabolisches Syndrom) verglichen. Danach hatten Patienten über 75 Jahren – wie zu erwarten – das höchste Covid-19-Sterberisiko. Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, gestörter Zuckerstoffwechsel und starkes Übergewicht verstärkten das Risiko nur noch unwesentlich. Anders bei Patienten im Alter bis 55 Jahren: Hier war das Risiko, infolge einer Covid-Erkrankung zu sterben, siebenfach im Vergleich zu Gleichaltrigen erhöht, wenn die Patienten gleichzeitig Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes hatten. Es entsprach zugleich dem Risiko, das ältere Patienten zwischen 55 und 75 Jahren ohne metabolische Begleiterkrankungen aufwiesen.

Ein ähnliches Bild zeigte sich beim Vergleich von milden zu schweren Krankheitsverläufen. Und: Selbst als die Wissenschaftler die jüngere Altersgruppe nochmals unterteilten in 18-35 Jahre und 36-55 Jahre bestätigte sich im Trend, dass ein Bluthochdruck plus metabolische Erkrankungen selbst in der jüngeren Gruppe das Risiko für schwere Verläufe und Tod erhöht. (2)

Der Nutzen der blutdrucksenkenden Therapie lässt sich bekanntlich danach beurteilen, wie viele Schlaganfälle, Herzinfarkte, Nierenversagen und Todesfälle durch diese Therapie verhindert werden. Mögliche Schäden und Beschwerden infolge ungewohnt niedriger Blutdruckwerte sind dagegen abzuwägen. Zu den ungünstigen Effekten gehören etwa Schwindelgefühl, Schwäche und kurze Anfälle von Bewusstlosigkeit (Synkopen). Dieses Abwägen wird bei Patienten mit zunehmenden Alter umso wichtiger, weil zum Beispiel Stürze durch Schwindeltattacken weitreichende Folgen haben können.

Einige Studien haben nun bereits Hinweise darauf gegeben, dass auch in höherem Alter eine optimalen Blutdruckeinstellung die Lebenserwartung verbessern kann. In einer Analyse der Daten von über 27.000 Patienten im Alter über 60 Jahren (Durchschnittsalter war 70 Jahre) wurde nun nochmals gezielt nach Nutzen und Risiken einer intensivierten Blutdrucksenkung geschaut. Die Daten stammten aus sechs randomisierten großen Blutdruckstudien. Nach den aktuellen Leitlinien der europäischen Kardiologen liegt ein Bluthochdruck bei Werten über 140/90 mmHg vor. Als Zielwert für eine Blutdrucksenkung sollten 130/80 mmHg und niedriger angestrebt werden – das gilt allerdings vor allem für Patienten unter 65 Jahre.

Ein wesentliches Bewertungskriterium für den Erfolg der Therapie war in der Analyse nun vor allem die Beantwortung folgender Frage: Wie lange dauert es, bis ein älterer Patient von einer intensivierten Blutdrucksenkung profitiert? Denn gerade ungünstige Effekte treten ja meist zeitnah mit den niedrigen Werten auf. Als positiver Effekt definiert wurde das Verhindern schwerer kardiovaskulärer Ereignisse.

Wie zu erwarten, traten die günstigen Effekte der intensivierten Blutdrucksenkung nicht unmittelbar nach Therapiebeginn, sondern erst im Laufe von Monaten auf. So war es plausibel, dass Patienten mit einer Lebenserwartung von einem Jahr oder weniger statistisch nicht von einer solchen Therapie profitierten. Ab einer dreijährigen Behandlungsdauer dagegen profitierten die Patienten deutlich von dieser Behandlung. Bemerkenswert, aber nicht unerwartet, war außerdem folgendes Untersuchungsergebnis: Der günstige Effekt der systolischen Blutdrucksenkung unter 140 mmHg war nur wenig ausgeprägt im Vergleich zu systolischen Werten unter 150 oder 160 mmHg. Bei einem Zielblutdruck unter 130 mmHg war der positive Effekt hingegen sehr deutlich. Und selbst bei einem Zielblutdruck unter 120 mmHg fand sich noch ein positiver Effekt. Die Wissenschaftler folgern daraus, dass auch Patienten über 60 Jahre mit hohem Blutdruck von einer intensivierten Blutdrucksenkung (unter 130 mmHg systolisch) profitieren, wenn ihre Lebenserwartung drei Jahre und mehr beträgt – was bei der Mehrzahl der Menschen der westlichen Welt heute der Fall ist. Neben der Lebenserwartung sind dennoch stets auch die begleitenden Erkrankungen und die subjektive Verträglichkeit der blutdrucksenkenden Therapie zu berücksichtigen.(3)

Viele Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind inzwischen bekannt. Dennoch sind Herzerkrankungen nach wie vor Todesursache Nr. 1. Wissenschaftler sind nun der Frage nachgegangen, inwiefern die Einnahme von Schilddrüsenhormonpräparaten möglicherweise einen weiteren Risikofaktor darstellt. Hintergrund ist, dass Schilddrüsenhormone (z.B. Levothyroxin) mit zu den am häufigsten verordneten Medikamenten gehören. Und es ist bekannt, dass Schilddrüsenhormone per se die Reizleitung am Herzen verändern.

Nach Angaben der US-Wissenschaftler ist es auch so, dass bis zu 50 % der mit Schilddrüsenhormonen behandelten Patienten mit der Zeit Zeichen einer Schilddrüsenüber- oder  ‑unterfunktion entwickeln. Zugleich weiß man, dass Patienten mit einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko haben.

Sie kontrollierten daher bei über 700.000 Patienten, die mit Schilddrüsenhormonen behandelt wurden – meist wegen einer Unterfunktion – die weitere gesundheitliche Entwicklung über zwei bis neun Jahre. Knapp elf Prozent der Patient starben in dieser Zeit aufgrund einer kardiovaskulären Erkrankung wie Herzinfarkt, Herzmuskelschwäche oder Schlaganfall. Wurden Alter, Geschlecht und vorhandene kardiovaskuläre Risikofaktoren berücksichtigt, so zeigte sich, dass das Risiko zu sterben, bei jenen Patienten auffällig erhöht zu sein scheint, die mit ihren Laborwerten der Schilddrüsenfunktion (TSH, fT4) außerhalb des Normbereichs lagen, also entweder zu hohe oder zu niedrige Werte aufwiesen. Als Vergleichsgruppen dienten Patienten, deren Laborwerte für die Schilddrüsenfunktion im erwünschten – sogenannten euthyreoten – Bereich lagen.

Auffällig war dabei, dass das kardiovaskuläre Risiko direkt mit dem Abweichen des TSH-Wertes von der Norm verbunden zu sein scheint (insbesondere bei TSH-Werten <0,1 ml/L und >20 ml U/L). Darüber hinaus scheinen vor allem hochbetagte Patienten (>85. Lebensjahr) bei einer Abweichung der Laborparameter der Schilddrüse ein hohes Herzrisiko zu haben. Die Wissenschaftler folgern daraus, dass auch eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziiert ist. Dies ist dann der Fall, wenn die Laborparameter nicht in dem Bereich einer normalen Schilddrüsenfunktion (Euthyreose) eingestellt werden. Wichtigster Laborparameter hierzu ist der TSH-Wert. Sie verweisen daher darauf, dass wenn eine Therapie mit Schilddrüsenhormonpräparaten notwendig ist, dieser Wert dann auch besonders sorgfältig in den therapeutischen Bereich eingestellt und kontrolliert werden sollte.

Im Rahmen des GULLIVE-R-Projekts des DGK-Zentrums für Versorgungsforschung (1) wird aktuell untersucht, wie sich die gesundheitliche Situation (inklusive Behandlung und Therapietreue) von Patientinnen und Patienten ein Jahr nach einem Herzinfarkt darstellt. Dies ist von Bedeutung, weil nach einem ersten Infarkt bekanntlich das Risiko für weitere schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse stark erhöht ist. Allerdings: Mit größer werdendem Abstand zum Infarkt wähnen sich Betroffene – und häufig auch die behandelnden Ärzte – oft (zu) sicher und lassen die Behandlung schleifen.

Die erste Auswertung der Daten von 2500 Patientinnen und Patienten zeigte nun, dass direkt nach dem Infarkt und einer erfolgreichen Revaskularisation der Herzkranzgefäße eine große Zahl von ihnen (80 %) entsprechend den aktuellen ärztlichen Leitlinien behandelt wurde. Sie erhielten wenigstens 4 der 5 „Medikamenten-Bausteine“ (ASS, Thrombozytenaggregationshemmer, Statin, ACE-Hemmer/ARB/ARNI, Beta-Blocker). Und zunächst folgten die meisten auch tatsächlich den empfohlenen Maßnahmen zur Lebensstiländerung mit Ernährungsumstellung, regelmäßiger Bewegung und Blutdruckkontrolle.

Doch schon wenige Monate später änderte sich das positive Bild: Nur die Hälfte der Betroffenen erhielt nach sechs Monaten noch die empfohlenen 4-5 Medikamente. Bei 31 Prozent bestand die Therapie aus drei, bei etwa 15 Prozent nur noch aus zwei Medikamenten. Zudem unterschätzten sie ihr Risiko deutlich, einen weiteren Infarkt zu bekommen. Das galt auch für die behandelnden Ärzte. Um das Risiko für ein erneutes kardiovaskuläres Ereignis zu ermitteln, wurden neun einfach zu messende klinische Werte betrachtet. Danach hatten 34 Prozent der Patienten ein erhöhtes Risiko für ein erneutes kardiovaskuläres Ereignis. Doch nur rund 7 Prozent der Patienten und 11 Prozent der Ärzte sahen das selbst so. Dagegen meinte gut jeder dritte Patient (37 %) und jeder dritte Arzt (32 Prozent), dass ein geringes Risiko vorliege.

Auch bei den Kenntnissen zur Erkrankung gab es offensichtliche Lücken. Knapp 88 Prozent der Patienten fühlten sich zum Beispiel gut über die koronare Herzerkrankung informiert, doch weniger als 16 Prozent kannten den richtigen LDL-Zielwert und weniger als 40 Prozent den korrekten Zielblutdruckwert. Und während über 70 Prozent annahmen, ihr Cholesterinwert liege im richtigen Bereich, kannten ihn aber nur 21 Prozent der Patienten genau.

In einer britischen Untersuchung wurde bei über 365.000 Patienten mit einem ischämischen Schlaganfall kontrolliert, wie viele von ihnen in den folgenden vier Wochen Herzbeschwerden entwickeln und welche Konsequenzen das für die betroffenen Patienten hat (2). Bei rund elf Prozent trat ein akutes Koronarsyndrom auf, knapp neun Prozent entwickelten Vorhofflimmern/-flattern, gut sechs Prozent eine Herzinsuffizienz und 1,2 % wiesen schwere ventrikuläre Arrhythmien sowie 0,1 % eine Stress-Kardiomyopathie (Takotsubo-Syndrom) auf. Wie zu erwarten, verschlechterte die zusätzliche Herzbelastung die Prognose deutlich.

So war das Risiko jener Patienten mit kardialen Komplikationen in den nächsten fünf Jahren zu sterben, einen Herzinfarkt zu bekommen oder erneut ins Krankenhaus zu müssen, deutlich höher als bei Vergleichspatienten mit Schlaganfall ohne zusätzliche Herzbeschwerden. Vor allem bei Patienten mit schweren ventrikulären Rhythmusstörungen/Tachykardien war das Sterberisiko um mehr als 100 Prozent erhöht. Bei Herzinsuffizienz waren es noch über 80 Prozent und bei Vorhofflimmern 45 Prozent im Vergleich zu Schlaganfallpatienten ohne Herzkomplikationen. Und auch das Risiko eines erneuten Schlaganfalls war bei Patienten mit Herzkomplikationen hoch. Etwa jeder zweite war in den fünf Jahren der Studienkontrolle betroffen.

Die Studie lässt zwar keine klare Aussage zu, ob die Herzbeschwerden erst durch den Schlaganfall ausgelöst wurden oder ob infolgedessen bestehende Herzerkrankungen erst entdeckt wurden. Die Bedeutung von Kontrollen der Herzfunktion in der Nachsorge wird dadurch nicht beeinflusst.

Der plötzliche Herztod ist nicht selten das erste Ereignis einer koronaren Herzkrankheit. „Plötzlicher Tod bei scheinbar völliger Gesundheit“, heißt es dann. Bis heute gibt es praktisch keine Warnzeichen, die einen drohenden plötzlichen Herztod bei Personen anzeigen, die bislang keine Beschwerden oder Symptome einer Herzerkrankung haben.

Da man jedoch weiß, dass ein erhöhter Kalziumscore (CACS) für das Vorliegen einer koronaren Herzkrankheit spricht, war es naheliegend, in einer Studie zu prüfen, ob vielleicht ein erhöhter Kalziumscore auch eine Gefährdung durch einen plötzlichen Herztod anzeigt. Dieser wird mit Hilfe einer speziellen computertomographischen (CT) Untersuchung ermittelt, bei der Kalkablagerungen in den Herzgefäßen sichtbar werden.

Dazu wurde bei über 66.000 bislang asymptomatischen Personen, die sich einer solchen Untersuchung unterzogen, ermittelt, wie häufig es in den nachfolgenden rund zehn Jahren zu einem plötzlichen Herztodes kam (3). Das kardiovaskuläre Risiko wurde zudem mittels traditioneller Risikofaktoren berechnet. Innerhalb der Nachbeobachtungszeit kam es zu 211 Ereignissen eines plötzlichen Herztods. Dies entspricht einer Häufigkeit von 0,3%. Über die traditionellen Risikofaktoren hinaus nahm die Häufigkeit des plötzlichen Herztodes mit dem Ausmaß der Koronargefäßverkalkung und somit der Höhe des Kalziumscores tatsächlich zu. Besonders deutlich war der Zusammenhang zwischen erhöhtem Kalziumscore und dem Risiko für plötzlichen Herztod bei Menschen mit an sich niedrigem und mittlerem Ausgangsrisiko, in den nächsten zehn Jahren eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen.

Etwas Wein in die Aussagekraft dieser Studie kippt eine andere Publikation, bei der sechs Studien mit knapp 18.000 bei Studienstart ebenfalls gesunden Teilnehmern übergreifend ausgewertet wurden (4). Es wurde dabei rückwirkend untersucht, ob der Kalziumscore die Aussagekraft herkömmlicher Herzrisiko-Scores für das Auftreten einer Herz-Kreislauf-Erkrankung in den nächsten Jahren in einem klinisch nützlichen Maß ergänzt. Insgesamt gab es bei den Teilnehmern 1.043 kardiovaskuläre Ereignisse. Es zeigte sich, dass die CACS-Bestimmung die Risikovorhersage zwar verbessern kann, allerdings nur unwesentlich.

Schlußfolgerung: In den aktuellen europäischen Leitlinien zur Primärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird ab einem Alter von 40 Jahren die Bestimmung des Kalziumscores (CACS) als zusätzliche Option zur Abschätzung des individuellen 10-Jahres-Risikos zwar erwähnt (als sogenannter Risikomodifizierer). Und nach den vorliegenden Daten kann dieser Score auch tatsächlich eine Rolle bei der Verfeinerung der Risikobewertung bei ausgewählten Patienten spielen. Es bleibt jedoch unklar, welche Patienten davon profitieren und wie hoch am Ende der tatsächliche klinische Nutzen für sie ist. Denn zugleich müssen die die Strahlenbelastung durch eine CT-Untersuchung und die Kosten der Untersuchung gegengerechnet werden.

10.000 Schritte am Tag werden gemeinhin als gesundheitsförderliches Ziel angegeben. Doch ist diese Angabe auch gesichert? US-amerikanische Forscher haben daher insgesamt 15 große internationale Studien mit insgesamt über 47.000 Teilnehmern unter die Lupe genommen (1 a), die die Sterblichkeit bei Erwachsenen über 18 Jahren in Zusammenhang mit ihrem Bewegungsverhalten untersuchten. Um einen Dosis (Schrittzahl)-Wirkungs-Effekt nachweisen zu können, teilten die Wissenschaftler die Schrittmenge in vier gleich große Gruppen auf. Dabei zeigt sich, dass diejenigen aus der Gruppe mit den meisten Schritten eine um 40 bis 53 Prozent geringere Sterblichkeitsrate hatten als diejenigen aus der Gruppe mit den wenigsten Schritten pro Tag. Insgesamt kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass bei Menschen über 60 Jahren 8000-10.000 Schritte pro Tag die Wahrscheinlichkeit für einen verfrühten Tod senken. Bei Menschen über 60 Jahren nimmt wohl mit 6000-8000 Schritten pro Tag das Sterberisiko progressiv ab.  Sie konnten damit eigene frühere Daten bestätigten, wonach mindestens 7.000 Schritte pro Tag die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Todes um 50 bis 70 Prozent verringerten.

Den Vorteil speziell von Krafttraining haben darüber hinaus jüngst japanische Forscher bestätigen können (1 b). Ihre Analyse von ebenfalls gleich mehreren Studien ergab, dass ein 30- bis 60-minütiges Krafttraining pro Woche besonders günstig ist, um sowohl das Gesamtrisiko eines verfrühten Todes als auch das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebs allgemein und Diabetes um 10 bis 17 % zu verringern. Es fanden sich keine Hinweise darauf, dass mehr als eine Stunde Krafttraining wöchentlich das Risiko noch weiter reduziert.  Zusätzlich ermittelten die Forscher, dass sich die Wirkungen von aerobem Sport und Muskelaufbautraining addieren. So reduziert nach ihren Daten ein kombiniertes Training im Vergleich zu gar keinem Sport das Gesamtsterberisiko um 40 % und das Risiko für Herzerkrankungen sogar um 46 %.

Wie häufig kommt es bei Patienten mit Vorhofflimmern zu einem Schlaganfall trotz Behandlung mit einem Gerinnungshemmer? Und wie sehr beeinflusst das das Entstehen einer Demenz? Dieser Frage sind Schweizer Wissenschaftler in einer großen Studie (SWISS-AF) mit über 1200 Patienten nachgegangen (2), die wegen Vorhofflimmerns an verschiedenen Kliniken behandelt wurden. Ihr mittleres Alter betrug 71 Jahre. Fast alle wurden effektiv mit gerinnungshemmenden Medikamenten behandelt. Vor Beginn und nach Ende der zweijährigen Beobachtungsperiode erhielten alle Patienten eine MRT-Untersuchung des Kopfes. Quantitativ klassifiziert wurden Infarkte im Bereich der Hirnrinde und der weißen Substanz, jeweils unterteilt in große und kleine Infarkte/Schlaganfälle. Außerdem wurden Defekte der weißen Hirnsubstanz und Mikroblutungen beurteilt. Die Hirninfarkte wurden klinisch in symptomatische und in asymptomatische (stumme) unterteilt. Die geistige Leistungsfähigkeit (Kognition) wurde anhand standardisierter Testverfahren gemessen.

Die Auswertung der Daten ergab, dass es bei 2,3 % der Patienten zu symptomatischen Hirninfarkte und bei 5,5, der Untersuchten zu asymptomatischen Hirninfarkte gekommen war. Bei Patienten mit neuen Hirninfarkten nahmen ihre geistigen Fähigkeiten deutlicher ab als bei Patienten ohne neue Hirninfarkte. Dabei gab es keinen Unterschied, ob es sich um einen symptomatischen und asymptomatischen Hirninfarkt gehandelt hatte. Keinen Einfluss auf die Kognition hatten hingegen Veränderungen in der weißen Gehirnsubstanz oder Mikroblutungen.

Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen somit die Vermutung, dass nicht nur symptomatische, sondern auch stumm verlaufende Hirninfarkte Ursache einer nachlassenden geistigen Leistungsfähigkeit bei Vorhofflimmerpatienten sein können. Da nahezu 90 % der Patienten mit einem Hirninfarkt unter einer effektiven Antikoagulation standen, scheint bei einigen Patienten mit Vorhofflimmern eine alleinige Therapie mit oralen Antikoagulanzien nicht ausreichend zu sein, um Hirninfarkte zu verhindern. Die zusätzliche Gabe eines Plättchenhemmstoffes könnte unter Umständen Hirninfarkte verhindern, geht aber mit einem höheren Blutungsrisiko einher. Die Studienergebnisse der letzten Jahre zeigen, ist hingegen eine erfolgreiche interventionelle Therapie des Vorhofflimmerns und die Herstellung von Sinusrhythmus in der Lage ist, Hirninfarkte sicher zu verhindern.

Brustschmerzen sind bekanntlich das Haupt-Warnsignal eines Herzinfarkts. Aber auch andere Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Oberbauch- oder Nackenschmerzen oder ein vorübergehender Bewusstseinsverlust (Synkope) können auftreten. In einer Studie (3) untersuchten portugiesische Wissenschaftler, wie sich die unterschiedlichen Symptome auf die Prognose nach einem Herzinfarkt auswirken und ob es bestimmte Personengruppen gibt, bei denen eher atypische Beschwerden eines Herzinfarktes auftreten. Sie untersuchten dazu die Daten von knapp 5000 Patienten aus dem portugiesischen Register für akute Koronarsyndrome, die einen sogenannten Non-ST-Elevation-Myokardinfarkt (NSTEMI) hatten. Bei dieser Art von Herzinfarkt wird eine Arterie, die das Herz mit Blut versorgt, teilweise blockiert.

Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer lag bei 68 Jahren und 71 % waren Männer. Die Patienten wurden je nach ihrem Hauptsymptom bei der Einlieferung in drei Gruppen eingeteilt. Brustschmerzen waren dabei das häufigste Symptom (91 %), gefolgt von Atemnot/Müdigkeit (7 %) und Synkope (2 %). Es zeigte sich, dass Patienten mit Dyspnoe/Müdigkeit mit einem Durchschnittsalter von 75 Jahren älter waren als die Patienten in den beiden anderen Gruppen und es sich bei ihnen auch häufiger um Frauen handelte. Im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen litten Patienten mit Atemnot/Müdigkeit als Hauptsymptom zudem häufiger an Bluthochdruck, Diabetes, chronischen Nierenerkrankungen und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD).

Die Forscher verglichen anschließend auch die Überlebensraten zwischen den drei Gruppen nach einem Jahr. Ein Jahr nach dem Herzinfarkt waren noch 76 % der Patienten in der Gruppe mit Dyspnoe/Müdigkeit am Leben, gegenüber 94 % in der Gruppe mit Brustschmerzen und 92 % in der Gruppe mit Synkopen als Hauptsymptom des Infarktes. Dennoch lässt sich daraus kein eindeutiger Beleg für ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko bei den unspezifischen Herzinfarkt-Symptomen Müdigkeit/Kurzatmigkeit ableiten, wie die Forscher berichten. Dennoch raten sie, dass Betroffene auch dann dringend einen Arzt aufsuchen sollten, wenn sie über längere Zeit unter Atemnot leiden und nicht nur bei klassischen Herzinfarktsymptomen wie Schmerzen in der Brust, Druck oder Schweregefühl, das in einen oder beide Arme, den Hals oder den Kiefer ausstrahlt. Dies sei besonders für Frauen und ältere Patienten wichtig, bei denen sich sonst die Herzinfarkt-Diagnose kritisch verzögern könnte.

Nach Einschätzung von Patienten und Ärzten ist die Unverträglichkeit gegenüber Statinen weit verbreitet. In der weltweit größten Studie wurde nun untersucht, wie häufig tatsächlich im Alltag eine Unverträglichkeit gegenüber Statinen auftritt und welche Patienten davon besonders betroffen sind. In die Metaanalyse von 176 publizierten Studien wurden über vier Millionen Patienten eingeschlossen. Das Vorliegen einer Statinintoleranz wurde nach den Kriterien verschiedener wissenschaftlicher Gesellschaften definiert.

Eine „echte“ Intoleranz gegenüber Statinen fand sich nur bei insgesamt rund neun Prozent der Patienten. Wurden die Kriterien internationaler Fachgesellschaft herangezogen waren es sogar nur zwischen fünf und sieben Prozent.

Eine Unverträglichkeit fand sich häufiger unter folgenden Bedingungen: weibliches Geschlecht (um 48 % erhöhtes Risiko), Schilddrüsenunterfunktion (+38 %), hohe Statindosis (+38 %), höheres Lebensalter (+33 %) oder Übergewicht (+31 %). Auch ein Diabetes mellitus sowie chronische Leber- und Nierenerkrankungen erhöhten das Risiko, ebenso die gleichzeitige Einnahme von Kalziumantagonisten und von Medikamenten gegen Herzrhythmusstörungen.

Je nach Studiendesign schwankte die Häufigkeit einer Statinintoleranz ebenfalls. So betrug sie in den 112 randomisierten Studien, bei denen kein Patient wusste, was er einnahm, nur knapp fünf Prozent. In den 64 klinischen Studien, in denen den Patienten ihr Medikament bekannt war, betrug die Häufigkeit einer Statinintoleranz hingegen 17 Prozent. Die Autoren werten dieses Ergebnis auch als deutlichen Hinweis auf einen sogenannten Nocebo-Effekt, das heißt auf eine vorhandene negative Erwartungshaltung.

Ihre Schlussfolgerung: Die Häufigkeit einer Unverträglichkeit gegenüber Statinen ist deutlich geringer als von Patienten und Ärzten angenommen. Das Auftreten von Symptomen, die den Verdacht auf eine Unverträglichkeit nahelegen, erfordert eine sorgfältige Analyse durch den behandelnden Arzt, um herauszufinden, was der tatsächliche Grund der Beschwerden sein könnte. (1)

Welchen Einfluss hat die psychische Gesundheit auf das Entstehen bzw. den Verlauf kardiovaskulärer Krankheiten? Dieser Frage wird schon länger in der Kardiologie nachgegangen. In einer Metaanalyse mit über 180.000 Patienten wurde dies nun näher untersucht. In allen Studien wurde zwischen Optimisten und Pessimisten unterschieden. Dann untersuchten die US-amerikanischen Forscher, ob in einer der beiden Gruppe mehr kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle auftraten. Tatsächlich stellten sie fest, dass Patienten mit einer optimistischen Lebenseinstellung ein um 19 % geringeres Risiko hatten, vorzeitig zu sterben.  Es bestand zudem ein deutlich verringertes Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten. Auch das Risiko für einen Schlaganfall war verringert, wenn auch nicht so eindeutig.

Diese Studie ist nicht die erste, die auf die günstige Wirkung von seelischer Gesundheit auf das kardiovaskuläre Risiko hinweist. Trotzdem mahnen die Autoren der Studie zur Vorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse. So konnten bei einigen der analysierten Studien zusätzliche Einflussfaktoren nicht zuverlässig ausgeschlossen werden. Außerdem bleibt nach den Studienergebnissen offen, über welchen konkreten Mechanismus die optimistische Lebenseinstellung das kardiovaskuläre Risiko beeinflusst. Mögliche Erklärung könnte sein, dass Optimisten per se eher herzgesunde Lebensweisen an den Tag legen. Zudem gibt es Hinweise, dass die Stimmung auch körperliche Reaktionen auslöst etwa in Bezug auf Entzündungsprozesse, Hormonausschüttung und Bluthochdruck, was chronische Erkrankungen beeinflussen kann. Erst kürzlich legte auch eine europäische Gruppe von Psychokardiologen ein Positionspapier vor, in dem eine stärkere Berücksichtigung seelischer Probleme bei Patienten mit Herzinsuffizienz gefordert wird. (2)

US-Forscher haben jüngst Informationen von über 150.000 zumeist älteren Patienten ausgewertet, die zwischen März 2020 und Januar 2021 an Covid-19 erkrankt waren. Verglichen wurden die Daten mit Personen, die während der Pandemie ohne Covid-Infektion geblieben waren und mit Patientendaten aus der Zeit vor der Pandemie. Die Auswertung der in „Nature“ publizierten Studie (3) ergab, dass an Covid-Erkrankte nach einem Jahr ein um über 70 Prozent höheres Risiko für eine Herzinsuffizienz hatten als Patienten ohne Covid. Auch für andere kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfall oder tiefe Venenthrombosen war das Risiko merklich erhöht.

Ebenso ist das Risiko für psychische Störungen ein Jahr nach einer Covid-19-Infektion um etwa ein Drittel erhöht. Dabei handelte es sich unter anderen um Angstzustände, Depressionen, Schlafstörungen und Gedächtnisstörungen. Am stärksten betroffen sind offenbar Patienten, die einen Krankenhausaufenthalt hinter sich hatten. Die Wissenschaftler nutzten für diese Analyse den gleichen Datenpool wie die Forscher der in „Nature“ publizierten Studie. Festgestellt wurde zudem, dass der Gebrauch von Psychopharmaka um bis zu zwei Drittel zu nahm – selbst bei milden Verläufen. Die Ergebnisse wurden Mitte Februar im „British Medical Journal“ (4) veröffentlich.

Bei einer ebenfalls im britischen Ärzteblatt veröffentlichten Studie (5) wurde wiederum ermittelt, dass rund jeder dritte US-Bürger im Alter über 65 Jahren in den ersten 120 Tagen nach seiner Genesung von Covid-19 offenbar eine andere Erkrankung entwickelt. Dazu gehörten Atmungsstörungen, Abgeschlagenheit und Bluthochruck sowie Herzrhythmusstörungen.

Im Fokus aktueller wissenschaftlicher Publikationen standen darüber hinaus konkrete Risikofaktoren für das Entstehen von Long Covid und mögliche Ursachen. Hierbei fanden zum Beispiel US-Forscher (6) vier Faktoren, die möglicherweise Long-Covid begünstigen: das Auftreten von Autoantikörpern, eine hohe Viruslast (viel virale mRNA) zu Erkrankungsbeginn, die Reaktivierung von (inaktivierten) Epstein-Barr-Virionen und ein bestehender Typ-2-Diabetes.

Eine Auswertung von Praxisdaten des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) kam ebenfalls zu dem Schluss, dass es womöglich bestimmte Vorerkrankungen gibt, die das Entstehen einer Long-Covid-Erkrankung begünstigen (7). Nach ihren Daten sind vor allem Menschen zwischen 45 und 65 Jahren betroffen, darunter vor allem Frauen. Auffällig viele hatten Vordiagnosen wie Rückenschmerzen, Adipositas oder Stressbeschwerden.

Neben Alter, Vorerkrankungen und Anzahl der Beschwerden während der akuten Covid-Erkrankung spielt möglicherweise auch die individuelle Immunglobulinkonstellation eine Rolle. Wissenschaftler der Klinik für Immunologie am Universitätsspital Zürich haben nämlich einen Zusammenhang zwischen niedrigen Spiegeln an den Immunglobulinen – auch Antikörper genannt – IgM und/oder IgG3 und einem erhöhten Long-Covid-Risiko festgestellt. Die Immunglobuline werden vom Immunsystem produziert und neutralisieren dann SARS-CoV-2 oder machen das Virus anfälliger für Attacken des Immunsystems.  Sollten sich die Daten bestätigen, könnten damit möglicherweise frühzeitig Patienten mit hohem Long-Covid-Risiko erkannt werden und es könnte therapeutisch eingegriffen werden, hieß es auf einer Pressekonferenz des Science Media Centers (8).

Die  UK Health Security Agency (UKHSA), eine Behörde des britischen Gesundheitsministeriums, hat im Februar über die Auswertung von 15 Studien aus verschiedenen Ländern berichtet, die sich alle mit Covid-19-Impfungen und Long-Covid-Risiken beschäftigten (9). Als wesentliche Erkenntnis schreiben die Autoren, dass die Studienergebnisse nahelegen, dass geimpfte Personen (1 oder 2 Dosen) nach der Infektion weniger wahrscheinlich Symptome von Long-Covid entwickeln. Diese gelte sowohl für kurzfristige Symptome (4 Wochen nach Infektion) als auch mittelfristige (12 bis 20 Wochen nach Infektion) und langfristige (6 Monate nach Infektion). In zwei Studien, in denen einzelne Long-Covid-Symptome erfasst wurden, traten bei vollständig Geimpften im Vergleich zu Ungeimpften mittel- oder langfristig Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwäche in Armen und Beinen, Haarausfall, Schwindel, Kurzatmigkeit, Geruchsstörungen und Muskelschmerz seltener auf.

In den Studien, die die Wirkung einer Impfung bei Menschen mit bereits vorhandener Long-Covid-Symptomatik untersuchten, gab es wiederum Hinweise auf eine Verbesserung der Symptome nach der Impfung – entweder sofort oder langfristig. Allerdings weisen die Autoren auch darauf hin, dass es in allen Studien auch einige Patienten gab, die über eine Verschlimmerung der Symptome nach der Impfung berichteten.

Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz haben nicht nur körperliche, sondern meist auch erhebliche seelische Probleme. Letztere werden häufig nicht ausreichend bei der Behandlung dieser Patienten berücksichtigt. Die European Association of Preventive Cardiology hat daher 12 europäische Wissenschaftlicher*innen mit psychokardiologischer Expertise beauftragt, in einem Positionspapier den wissenschaftlichen Stand und die klinische Bedeutung psychosozialer Fragen für das Krankheitsbild Herzinsuffizienz zu erarbeiten. Dieses Positionspapier liegt jetzt vor und wurde im European Journal Preventive Cardiology publiziert. Die wichtigsten Kernaussagen sind:

1. Die Bedeutung psychosozialer Risikofaktoren für das Entstehen und den Verlauf der Herzinsuffizienz wird in der Kardiologie unterschätzt. Insbesondere für die Depression und soziale Isolation/Einsamkeit sind als Faktoren, die eine Herzinsuffizienz begünstigen, wissenschaftlich bestätigt, werden aber  im klinischen Alltag ungenügend berücksichtigt. Der häufig schwerwiegende Verlauf der Erkrankung fördert wiederum selbst Episoden von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die die betroffenen Patienten erheblich belasten. Auf die seelischen Komplikationen der Herzinsuffizienz zu achten, sollte daher fester Bestandteil der Therapie sein.

2. Psychosoziale Stressfaktoren (wie die Depression) können nachweislich über verschiedene biologische Vermittlungswege (u.a. Ausschüttung von Hormonen und Entzündungsmediatoren) zu einer weiteren Verschlechterung der Grunderkrankung und damit zu einem Fortschreiten der Herzinsuffizienz beitragen.

3. Dem traumatischen Effekt des Fortschreitens der Erkrankung begegnen viele Patienten mit einer Verleugnung der Krankheitsrealität, was die notwendige Mitarbeit der Patienten*innen deutlich erschwert. Dieses selbstschädigende Verhalten der Patienten kann durch neue, erfolgversprechende psychologische Gesprächstechniken deutlich verbessert werden. Die Experten des Positionspapiers ermutigen, auch telemedizinische Betreuungskonzepte zu nutzen, die aber die wichtige persönliche Begegnung von Patient*in/Arzt bzw. Ärztin nicht ersetzen soll.

4. Klassische psychotherapeutische Behandlungskonzepte zeigen ebenso wie eine psychopharmakologische Therapie keine oder allenfalls mäßige Erfolge. Besser wirksam sind Interventionen, die körperliche Bewegungsprogramme mit kognitiver Verhaltenstherapie kombinieren. Zur Behandlung einer schwerwiegenden andauernden Depression sollte ein Psychiater oder Psychosomatiker hinzugezogen werden.

5. Viele Patienten und Patientinnen mit Herzinsuffizienz benötigen einen implantierbaren Defibrillator (ICD) oder im fortgeschrittenen Verlauf auch ein Linksherz-Unterstützungs-System (LVAD). Die psychologische Unterstützung der Betroffenen und ihrer Angehörigen muss integraler Bestandteil des langfristigen Behandlungsplans werden.

6. Die unvorhersehbare Krankheitsentwicklung, durch die sich mitunter die Situation rasch und lebensbedrohlich verschlechtert, ist für Patienten*innen und ihre Angehörigen extrem belastend. Schon zu einem frühen Zeitpunkt sollte die Möglichkeit einer stationären oder ambulanten palliativen Versorgung mit Patienten*innen, betreuenden Angehörigen und dem medizinisch-pflegerischen Personal besprochen werden.

Auszug aus der Presseerklärung des Erstautors des Positionspapieres, Karl-Heinz Ladwig

In einer Studie der US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) standen gezielt Krankheitsfälle von 12- bis 17-jährigen Patienten mit einer im Labor bestätigten Covid-Infektion im Fokus. Diese hatte bei ihnen zwischen Juli und Ende Oktober 2021 zu einem Krankenhausaufenthalt geführt. An der Datenerhebung hatten 31 Krankenhäuser in 23 US-Bundesstaaten mitgewirkt, in denen insgesamt 445 Jugendliche wegen Covid-19 behandelt worden waren. 180 Jugendliche mussten sogar auf die Intensivstation, 127 benötigten lebenserhaltende Therapien. Die Wissenschaftler verglichen anschließend Schwere und Verlauf der Infektion bei ungeimpften Patienten mit jenen, die mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech ein- oder zweimal geimpft worden waren (insgesamt 18 Patienten). Der Impfstoff war bereits im Mai 2021 in den USA auch für 12-15-Jährige zugelassen worden.

Die Auswertung der Daten, die nun in der renommierten Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ publiziert wurden, bestätigen, dass auch in der Praxis der Impfstoff  hocheffektiv vor einem schweren Verlauf einer Covid-Infektion schützt. Nur zwei der 18 geimpften Patienten gehörten zur Gruppe der Schwererkrankten (11 %), benötigten aber keine intensivmedizinische Sauerstoffversorgung (ECMO). Bei einem hatte zudem eine chronische Grunderkrankung mit Immunschwäche vorgelegen, der andere war zuvor gesund gewesen. Anders stellte sich die Situation bei den ungeimpften Jugendlichen dar. Hier war der Verlauf der Covid-19-Infektion bei fast der Hälfte (45 %) schwer. 13 benötigten sogar eine sogenannte extrakorporale Sauerstoffversorgung (ECMO), sieben starben. Daraus errechneten die Forscher eine Wirksamkeit der mRNA-Impfung von 98 % gegen die Aufnahme auf die Intensivstation und ebenso von 98 % gegen einen so schweren Verlauf einer Covid-Infektion, dass lebenserhaltende Maßnahmen wie eine ECMO nötig werden.

Zahlen aus Deutschland zur Krankenhausaufnahme wegen Covid-19 von Mitte Dezember bis Mitte Januar bestätigten auch, dass es sich bei fast zwei Drittel der Covid-19-Neuaufnahmen auf eine Intensivstation um ungeimpfte Patienten handelte. Die Zahlen haben das Robert Koch-Institut und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin im Januar vorgestellt. (2)

In der großen „Hamburg City Health Study“ werden seit dem Jahr 2016 die Gesundheitsdaten von Hamburgerinnen und Hamburgern im Alter zwischen 45 und 74 Jahren erfasst. Vorrangig gilt die Aufmerksamkeit Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt, Vorhofflimmern, Herzinsuffizienz und Schlaganfall, aber auch für Demenz. Ein Seitenprojekt umfasste zudem Covid-19-(Folge-)Erkrankungen. Die jetzt im „European Heart Journal“ publizierten Daten beziehen sich auf rund 440 Patienten mit einer mild bis moderaten Covid-19-Erkrankung. Die allermeisten Betroffenen konnten ambulant behandelt werden, nur 31 Patienten mussten ins Krankenhaus (ohne intensivmedizinische Betreuung). Bei der körperlichen Nachuntersuchung nach im Mittel knapp zehn Monaten wiesen allerdings die Covid-19-Erkrankten Anzeichen von mittelfristigen Organschädigungen auf. Verglichen wurden sie dabei mit einer ähnlich zusammengesetzten Gruppe von Menschen ohne Covid.

Wie die Wissenschaftler des UKE berichten, wurde bei der Lungenfunktionstestung bei den Teilnehmenden ein um etwa drei Prozent reduziertes Lungenvolumen sowie ein leicht erhöhter Atemwegswiderstand festgestellt. Die echokardiografische Herzuntersuchungen ergaben eine durchschnittliche Abnahme der Pumpkraft um ein bis zwei Prozent. Außerdem wurden erhöhte Blutwerte des Markerproteins Troponin T, das ebenfalls Auskunft über die Herzkraft gibt, dokumentiert. Ein weiteres zentrales Ergebnis: Durch die Ultraschalluntersuchung der Beine konnten zwei- bis dreifach häufiger Zeichen einer erfolgten Beinvenenthrombose nachgewiesen werden. Außerdem wurde nach SARS-CoV-2-Infektion eine Abnahme der Nierenfunktion um etwa zwei Prozent festgestellt. Die Leistungsfähigkeit des Gehirns unterschied sich hingegen nicht. Die Befunde hatten zwar bislang keine Folgen, die die Covid-Genesenen gesundheitlich bereits merklich beeinträchtigten (man spricht dann auch von subklinischen Befunden). Sie geben nach Auffassung der Wissenschaftler dennoch Anlass, Patienten auch bei milden Verläufen, wie sie gerade aktuell bei Infektionen mit der Omikron-Variante häufig sind, ärztlich zu beobachten. So könnten frühzeitig mögliche Folgeerkrankungen durch Gefäßschädigungen erkannt und eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.    

In einer ebenfalls aktuell publizierten US-amerikanischen Studie hatten Wissenschaftler zudem die Prognose von Covid-Patienten, die ins Krankenhaus mussten und Herzschäden aufwiesen, untersucht. Danach hatten vor allem Patienten mit deutlich erhöhten Blutwerten an Troponin T – das betraf knapp zwei Drittel der Erkrankten – auch ein erhöhtes Risiko, noch während des Klinikaufenthaltes zu sterben (meist durch Herz- und Gefäß- oder infektbedingte Komplikationen). Auch das Risiko einer erneuten Klinikeinweisung war bei den Patienten mit Herzschäden in den Folgemonaten noch erhöht. Die Forscher stellten zudem fest: Gut die Hälfte der Überlebenden der Covid-19-Infektion wiesen auch sechs Monate später noch Covid-assoziierte Beschwerden auf wie Atemnot, Brustschmerzen und starke Müdigkeit. Betroffen waren auch hier eher Patienten mit erhöhten Troponin-T-Werten während ihres Klinikaufenthaltes. (3)

Häufig stellt sich die Frage, ob auch hochbetagte Patienten (oberhalb des etwa 80. Lebensjahres) mit einem Herzinfarkt von einer sofortigen kathetertechnischen Wiedereröffnung des thrombotisch verschlossenen Herzkranzgefäßes profitieren. Man spricht hier auch von einer perkutanen koronaren Intervention (PCI). Diese Fragestellung wurde in einer kürzlich publizierten Studie untersucht. Dabei wurden Patienten mit einem akuten Herzinfarkt, die ein mittleres Lebensalter von 85 Jahren hatten, entweder einer Behandlungsgruppe mit interventioneller (PCI) oder medikamentöser Therapie zugeteilt. Insgesamt wurde 124 Patienten für die interventionelle und 35 Patienten für die medikamentöse Therapie ausgesucht. Grund für die Entscheidung zur medikamentösen Behandlung war ein instabiler gesundheitlichen Zustand und Mehrfacherkrankung. Die Patienten beider Gruppen unterschieden sich nicht in der Ausdehnung des Herzinfarktes. Jedoch waren Patienten in der medikamentösen Therapiegruppe häufiger pflegebedürftig und gebrechlicher. So hatten auch häufiger schon früher einen Herzinfarkt oder Schlaganfall gehabt. Ein Jahr lang wurde der gesundheitliche Zustand der Patienten dann beobachtet.

In Anbetracht der Unterschiede in den beiden Behandlungsgruppen war es nicht überraschend, dass diejenigen Patienten, die invasiv/interventionell behandelt worden waren, kurz und mittelfristig eine deutlich bessere Lebenserwartung hatten als die lediglich medikamentös behandelten. So lag die Sterblichkeit der Patienten in der PCI-Gruppe nach 30 Tagen bei 20 % – gefährdet waren vor allem Patienten mit kardiogenem Schock (Herzkreislauf-Versagen) –, bei den medikamentös behandelten Patienten war sie mit 37 % fast doppelt so hoch. Hier waren vor allem jene gefährdet, die auch Bluthochdruck, Diabetes, einen Bypass oder früher bereits eine PCI hatten. Nach einem Jahr war der Unterschied noch deutlicher: Die Sterblichkeit der PCI-Patienten betrug 22 %, bei den medikamentös behandelten dagegen war fast die Hälfte gestorben (Sterblichkeit 48 %).

Schlussfolgerung: Die Mehrzahl der hochbetagten Patienten mit akutem Herzinfarkt profitiert von einer invasiv/interventionellen Therapie. Sie haben nach dem Eingriff eine hohe Chance, das erste Jahr zu überleben und sich weiter selbstständig zu Hause versorgen zu können. Einschränkungen für einen solchen Eingriff gelten für hochbetagte Patienten mit Pflegebedürftigkeit sowie Herzinfarkten und Schlaganfällen in der Vorgeschichte. (6)

In einer kürzlich publizierten US-Studie (5) mit über 90.000 zu Beginn gesunden Männern und Frauen wurde der Einfluss von Olivenöl auf die Gesamtsterblichkeit sowie die Sterblichkeit an anderen Erkrankungen über einen Zeitraum von fast 30 Jahren untersucht. Der Auswertung zufolge war schon der Konsum geringer Olivenölmengen (>0,5 Esslöffel im Durchschnitt pro Tag oder >7 g Olivenöl) mit einer deutlichen Senkung der Gesamtsterblichkeit sowie der Sterblichkeit an verschiedenen Erkrankungen verbunden verglichen mit keinem oder sehr seltenem Olivenölverzehr.

Konkret verringerte sich damit bei Teilnehmern mit dem höchsten Olivenölkonsum (verglichen zum niedrigsten) die:

Und selbst beim Konsum von noch geringeren Mengen an Olivenöl (0,5 Teelöffel, entsprechend etwa 1,5 g täglich) nahm die Sterblichkeit noch um etwa zwölf Prozent ab. Bei Ersatz von Olivenöl durch andere pflanzliche Öle blieb der günstige Effekt auf die Sterblichkeit erhalten.

Fazit: Diese Studienergebnisse bestätigen frühere Untersuchungen und machen den Vorteil von Olivenöl für eine gesunde Ernährung deutlich. So war der Ersatz von 10 g/Tag tierischer Fette durch die gleiche Menge Olivenöl mit einem um 8-34 % niedrigeren Risiko für die Gesamtmortalität und die ursachenspezifische Mortalität verbunden. Wer also Margarine, Butter und Majonnaise durch Olivenöl ersetzt, verbessert seine Lebenserwartung.

Allerdings beruhen die Daten aus Selbstauskünften der Studienteilnehmen (was leicht verfälschend wirken kann) und die Wirksamkeit von Olivenöl ist damit nicht kausal belegt. Zu klären sind noch Fragen wie:

In den USA wurde bereits Ende Oktober 2021 mit der Impfung von Kindern im Alter zwischen fünf und elf Jahren mit der Kinderversion von Comirnaty (Biontech/Pfizer) begonnen. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) haben nun die Verträglichkeitsdaten von 8,7 Millionen verabreichten Impfdosen (3. November bis 19. Dezember 2021) ausgewertet und in einem Wochenbericht veröffentlicht. Die Daten stammen zum einen aus dem staatlichen Meldesystem VAERS (Vaccine Adverse Event Reporting System) und zum anderen aus einer speziellen Impf-App. Diese ähnelt dem SafeVac-System des Paul-Ehrlich-Instituts, in die Verdachtsfälle von Nebenwirkungen eingetragen werden können. Der Auswertung zufolge gab es in VAERS für die Altersgruppe 5-11 Jahre insgesamt 4249 Verdachtsfälle, die allerdings zu fast 98 Prozent nicht schwer waren und zudem überwiegend auf Anwendungsfehlern aufgrund der verringerten mRNA-Dosis von 10 Mikrogramm (statt 30) beruhten. Über die App wurden 42.502 Meldungen von Eltern eingestellt, die zu rund 35 bzw. 41 Prozent (1./2. Impfung) systemische Nebenwirkungen (v.a. Kopfschmerzen, Erschöpfung) und zu über 50 Prozent lokale Nebenwirkungen (v.a. Schmerzen an der Einstichstelle) betrafen. Insgesamt habe es über die App weniger solcher Meldungen bei jüngeren Kindern gegeben verglichen mit 12-15-Jährigen, heißt es in dem Bericht.

Bei den über VAERS gemeldeten 100 schweren Impfreaktionen (2,4 Prozent) handelte es sich im Wesentlichen um: Fieber (29 Fälle), Erbrechen (21), erhöhte Troponin-Werte (12), Krampfanfälle (12 – davon 2 Fieberkrämpfe), Myokarditis (15 – davon 11 bestätigt). Von den elf bestätigten Myokarditisfällen waren dem CDC-Bericht zufolge sieben Kinder bereits zum Zeitpunkt der Publikation genesen, vier weitere in Genesung. Insgesamt hätten die Sicherheitsdaten denen der Zulassungsstudien entsprochen. Gerade eine von vielen Eltern befürchtete Herzmuskelentzündung sei in dieser Altersgruppe sehr selten. Sie kommt CDC-Meldedaten zufolge eher – wenngleich ebenfalls selten – nach der zweiten Impfung bei 12-15-Jährigen (46 gemeldete Fälle pro 1 Million Impfdosen) und mehr noch 16-17-jährigen Jungen (70 gemeldete Fälle pro 1 Million Impfdosen) vor.

Das CDC verweist in diesem Zusammenhang auch auf eine weitere Studie mit über 330.000 Kindern im Alter bis 11 Jahren hin, in der kein einziger Myokarditisfall aufgetreten sei. Zudem betont die Gesundheitsbehörde, dass zwar auch zwei Todesfälle in Zusammenhang mit der Covid-Impfung gemeldet worden seien. Bislang gebe es allerdings keinen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen Impfung und Tod. Vielmehr seien die beiden betroffenen Mädchen bereits vor der Impfung in gesundheitlich stark angeschlagenem Zustand gewesen. (1)

Die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 sorgt zwar vermehrt für Durchbruchinfektionen. Einschätzungen der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zufolge schützen die aktuellen Impfstoffe dennoch vor einem schweren Verlauf – vor allem nach Boosterung.

Die Omikron-Variante des Coronavirus zeichnet sich durch eine besonders hohe Ansteckungsfähigkeit aus. Dennoch zeigen Studien aus Südafrika, dem Vereinigten Königreich und einigen EU-Ländern ein geringeres Risiko, nach einer Infektion mit Omikron ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. Das Risiko dafür wird auf der Grundlage dieser Studien derzeit auf ein Drittel bis die Hälfte des Risikos bei der Delta-Variante geschätzt, wie die EMA berichtete. Die Arzneimittelbehörde verwies in einer Pressemitteilung auch darauf, dass die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen symptomatische Erkrankungen bei Omikron geringer ist als bei anderen Varianten und im Laufe der Zeit abnimmt, was das Risiko von Durchbruchinfektionen erhöhe. Zugleich zeigten allerdings aktuelle Studien, dass die Impfung weiterhin einen hohen Schutz vor schweren Erkrankungen und Krankenhausaufenthalten im Zusammenhang mit der Omikron-Variante bietet. Daten aus Südafrika ergaben zum Beispiel, dass Personen, die zwei Dosen eines Covid-19-Impfstoffs erhalten haben, zu 70 % vor Krankenhausaufenthalten geschützt sind. Ähnliche Daten aus dem Vereinigten Königreich bestätigten, dass der Schutz zwar einige Monate nach der Impfung abnimmt, der Schutz vor Krankenhausaufenthalten nach einer Auffrischungsimpfung jedoch wieder auf 90 % ansteigt.

Etwas Ernüchterung bringen vorläufige Daten aus Israel, wo bereits mit einer flächendeckenden vierten Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech begonnen wurden. Danach steigen die Antikörper-Titer zwar zwei Wochen nach der vierten Impfung wieder erneut deutlich an – liegen sogar etwas über dem Wert nach der dritten Impfung. Jedoch scheint das nicht gegen eine Infektion mit der Omikron-Variante auszureichen, so Angaben von Wissenschaftlern des israelischen Shiba-Krankenhauses nahe Tel Aviv. Aussagen zum Schutzeffekt vor schwerer Erkrankung liegen allerdings noch nicht vor.  (4)

Vorhofflimmern ist die häufigste Rhythmusstörung bei älteren Menschen und geht mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle einher. Untersuchungen wie die Cardiovascular Health Study haben schon vor einigen Jahren zudem Hinweise geliefert, dass Vorhofflimmern auch mit einem verstärkten Gedächtnisabbau und einem erhöhten Demenzrisiko einhergeht. Inzwischen wurden zudem Hinweise gefunden, dass die Einnahme von Gerinnungshemmern, fachlich Antikoagulanzien, bei Vorhofflimmern nicht nur die Gefahr für Schlaganfälle senkt, sondern auch das Risiko, eine Demenz zu entwickeln.

Nun haben Wissenschaftler aus Brasilien erneut in einer Untersuchung mit 200 Vorhofflimmern-Patienten über 70 Jahren erforscht, ob gerinnungshemmende Medikamente zusätzlich eine günstige Wirkung auf die Funktion des Gehirns im Alter haben. Nach dem Zufallsprinzip erhielt dabei ein Teil der Patienten einen oralen Gerinnungshemmer (NOAK) der neueren Generation (Dabigatran), der andere Teil den gerinnungshemmenden Vitamin-K-Antagonisten Warfarin. Mittels bildgebender Verfahren und Gedächtnistests wurden Zustand und Leistungsfähigkeit des Gehirns zu Beginn der Studie, nach einem und nach zwei Jahren verglichen. Es konnten abschließend keine Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsgruppen festgestellt werden bezogen auf Einbußen bei der geistigen Leistungsfähigkeit oder gar Anzeichen einer Demenz. Ob damit das Entstehen einer Demenz aber tatsächlich gebremst wurde, lässt sich nicht sicher sagen, beide Therapie wirkten zumindest gleich gut. Die Ergebnisse der GIRAF-Studie (CoGnitive Impairment Relatet to Arial Fibrillation) sind vor kurzem beim US-amerikanischen Kardiologenkongress (AHA) vorgestellt worden.

Eine Erklärung für die mögliche Schutzwirkung der Vorhofflimmern-Therapie könnte sein, dass die gerinnungshemmenden Medikamente auch kleine Schlaganfälle (TIA – transitorische ischämische Attacken) verhindern, die die Betroffenen oft nicht einmal wahrnehmen, die aber doch die geistigen Fähigkeiten schädigen.

Dieser günstige Effekt ist ein weiterer Grund, auch betagte Patienten mit Vorhofflimmern mit gerinnungshemmenden Medikamenten zu behandeln. (1)

Die jährliche Grippe-Impfung ist nach wie vor wichtig, um in der Erkältungssaison im Winter vor einer schweren Influenza zu schützen, die potenziell tödlich sein kann. Durch die Debatten um die Corona-Impfung gerät sie mitunter allerdings etwas in den Hintergrund. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts hat daher schon im vergangenen September an diese wichtige saisonale Schutzimpfung erinnert und zugleich darauf verwiesen, dass die Grippe-Impfung auch zeitgleich mit einer Covid-Impfung erfolgen kann. Dass das sicher und effektiv möglich ist, haben nun britische Wissenschaftler in einer Studie (ComFluCOV) bestätigt. Überprüft wurden die Sicherheit, die Verträglichkeit und die Wirksamkeit der Impfungen bei knapp 700 Erwachsenen. Dazu erhielten Studienteilnehmer entweder den mRNA-Impfstoff Comirnaty oder den Vektor-Impfstoff Vaxzevria gegen Covid (Erst- und Zweitimpfung) und zeitgleich oder versetzt eine Grippeimpfung mit einem von drei verschiedenen Grippe-Impfstoffen (tri- bzw. tetravalent – je nach Alter).

Die Auswertung ergab keine nennenswerten Unterschiede zwischen zeitlich getrennten Impfungen und einer gleichzeitigen Impfung hinsichtlich der Nebenwirkungen (hauptsächlich Müdigkeit). Die meisten Beschwerden waren mild bis moderat. Zudem war die Wirksamkeit der Impfstoffe bei gemeinsamer Applikation – gemessen an der Antikörperproduktion – nicht verringert. Eine gleichzeitige Impfung ist somit genauso wirksam und verträglich wie eine zeitversetzte folgern die Wissenschaftler aus ihren Daten. Sich gleich zwei Impfungen auf einmal geben zu lassen, hat zudem einen logistischen Vorteil: Es ist nur ein Termin nötig. Ärzte und das Gesundheitssystem werden gerade in Pandemiezeiten weniger belastet. (2)

Es gibt Patienten, die unter einer hochgradigen Verengung der Aortenklappe (Aortenklappenstenose) leiden, aber im Alltag dennoch lange Zeit keine Beschwerden haben. Gleichwohl sind sie durch schwerwiegende Komplikationen gefährdet: Herzinfarkte, Schlaganfälle, Herzschwäche und vorzeitiger Tod treten bei diesen Patienten überdurchschnittlich häufig auf.

In der AVATAR-Studie wurde nun nach dem Zufallsprinzip eine Patientengruppe wachsam abwartend (konservativ) behandelt, bekam also Medikamente. Die Patienten der anderen Gruppe wurden operiert und erhielten eine neue Herzklappe. Alle 157 Patienten hatten eine schwere und meist mit Gewebeveränderungen verbundene (degenerativ bedingte) Aortenklappenstenose (Klappenöffnungsfläche ≤1 cm2). Sie wiesen allerdings einen normalen Belastungstest und eine normale Herzkraft auf (linksventrikuläre Funktion LVEF > 50 %). Anschließend hat man die gesundheitliche Entwicklung beider Gruppen beobachtet. Wichtig waren dabei: Wie häufig kam es zu kardiovaskulären Ereignissen, etwa Herzinfarkt und Schlaganfällen? Wie oft zu Todesfällen? Und: Wie oft mussten Patienten wegen Herzinsuffizienz ins Krankenhaus?

Die Wissenschaftler habe bei der Auswertung der Daten über einen Zeitraum von mehr als 2,5 Jahren festgestellt, dass es unter denjenigen Patienten, die operiert worden waren, zu deutlich weniger Todesfällen, Infarkten und Klinikeinweisungen kam als unter den nicht-operierten. Sie ziehen daraus den Schluss, dass sich eine Operation bei einer hochgradigen Stenose der Aortenklappe auch dann lohnt, wenn der Patient (noch) ohne Beschwerden ist. Zu einem ähnlichen Ergebnis war auch eine andere Studie (RECOVERY) gekommen, die gut ein Jahr zuvor veröffentlich worden war.

Das sehen  die aktuellen Leitlinien der europäische Kardiologen  (EACTS-Leitlinien 2021) vor:

Bei Patienten mit Aortenklappenerkrankung, die keine Symptome, einen normalen Belastungstest und eine LVEF > 55% haben, sollte ein Eingriff in Betracht bezogen werden, wenn das Risiko eines Eingriffs gering ist und zusätzlich einer der folgenden Aspekte vorliegt

1.  Blood thinners may prevent cognitive decline in older patients with atrial fibrillation; American Heart Association Scientific Sessions 2021, LBS.03

2.  Safety and immunogenicity of concomitant administration of COVID-19 vaccines (ChAdOx1 or BNT162b2) with seasonal influenza vaccines in adults in the UK (ComFluCOV); Lancet, Nov 2021; https://doi.org/10.1016/S0140-6736(21)02329-1

3.   Aortic Valve ReplAcemenT versus Conservative Treatment in Asymptomatic SeveRe Aortic Stenosis: The AVATAR Trial; November 2021; https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.121.057639 https://academic.oup.com/eurheartj/advance-article/doi/10.1093/eurheartj/ehab395/6358470

Bei der Therapie von Patienten mit Bluthochdruck gehören sie zu den Medikamenten der ersten Wahl: ACE-Hemmer. Sie wirken auf das sogenannte Renin-Angiotensin-Aldosteron-System – ein hormonelles System, das zentrale Bedeutung in der Blutdruckregulation hat. Ein ähnliches Wirkprinzip weisen auch Substanzen aus der Gruppe der sogenannten Sartane (Angiotensinrezeptor-Blocker) auf, die allerdings seltener verordnet werden. In einer Beobachtungsstudie haben nun US-Wissenschaftler Wirksamkeit und Sicherheitsprofil einer Monotherapie mit einem Vertreter der beiden Substanzgruppen bei Patienten mit Bluthochdruck verglichen. Dazu wurden die Daten von rund drei Millionen Menschen ohne vorherige Herzerkrankung oder Schlaganfälle ausgewertet, bei denen erstmals eine medikamentöse Bluthochdrucktherapie begonnen worden war.

In beiden Gruppen – Monotherapie mit ACE-Hemmer oder Sartan – war das Risiko für das Auftreten eines Herzinfarkts, eines Schlaganfalls oder einer Herzinsuffizienz ähnlich, wie die Wissenschaftler ermittelten. Die Wirksamkeit der beiden Substanzgruppen beurteilten sie danach als gleichwertig gut. Auffällig war hingegen, dass Husten und Angioödeme (Wassereinlagerungen in der Haut, die plötzlich und meist im Gesicht auftreten) deutlich häufiger unter einer Behandlung mit einem ACE-Hemmer auftraten – und zwar bis zu 30 Prozent häufiger. Diese beiden Symptome sind auch bereits als mögliche, dennoch relativ seltene, Nebenwirkungen der ACE-Hemmer bekannt. Noch keine Erklärung haben die Wissenschaftler für das Ergebnis, dass auch eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) sowie Blutungen im Magen-Darm-Trakt bei einer ACE-Hemmer-Therapie häufiger als bei Sartan-Behandlung auftraten. Mehr Infos zu Blutdruckmedikamenten

Viele Patienten sind besorgt, dass sie sich trotz Covid-Impfung mit dem SARS-CoV-2- Virus anstecken und sterben könnten. Prominentes Beispiel ist der frühere US-Außenminister Colin Powell. Schottische Forscher haben nun näher untersucht, bei welchen Patienten es zu einem schweren Covid-19-Verlauf trotz Zweifachimpfung gekommen ist. Sie ermittelten, dass in Schottland insgesamt 0,007 Prozent der vollständig Geimpften (236 Menschen) bis Ende August nach einer Covid-19-Infektion gestorben sind. Das mittlere Alter der Gestorbenen betrug knapp 80 Jahre, rund 62 Prozent waren Männer. 47 Patienten waren mit dem Impfstoff von Biontech und 188 mit der AstraZeneca-Vakzine geimpft worden.

Die Forscher fanden zudem heraus, dass 230 Patienten (97 Prozent) mindestens eine weitere Todesursache aufwiesen, im Durchschnitt waren drei weitere tödliche Erkrankungen auf den Totenscheinen vermerkt. Am häufigsten handelte es sich bei den Todesursachen um chronisches Herzversagen, Vorhofflimmern, chronische Nierenerkrankungen, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung und Diabetes mellitus. Sie ermittelten daraus, dass mit der Zahl der chronischen Erkrankungen das Risiko steigt, sich trotz einer Covid-19-Impfung zu infizieren und zu sterben. Demnach haben Männer und Frauen mit mehr als fünf Begleiterkrankungen ein zehnmal höheres Risiko nach einer Covid-19-Infektion zu sterben im Vergleich zu Menschen ohne Vorerkrankungen. Männern sind generell deutlich stärker gefährdet, ebenso Patienten über 75 Jahre. Colin Powell starb übrigens mit 84 Jahren, er litt zudem unter einer Krebserkrankung (multiples Myelom).

Die Forscher unterstreichen mit ihren Daten, dass sich gerade ältere geimpfte Menschen mit Vorerkrankungen auch weiterhin gut vor einer möglichen Covid-Infektion schützen sollten. Lesen Sie mehr über die Covid-Impfung.   

Schon seit Beginn der Corona-Pandemie ist bekannt, dass Patienten mit bestimmten Erkrankungen bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 ein erhöhtes Risiko für einen schweren und eventuell sogar tödlichen Verlauf einer Covid-19-Erkrankung haben.

In einer kürzlich publizierten Zusammenstellung zahlreicher Übersichtsstudien stellten sich die folgenden Zusammenhänge heraus: Eine Nierenerkrankung erhöht das Risiko für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Infektion und vorzeitigen Tod um das 3-fache, ein Diabetes mellitus um das 2-fache, Bluthochdruck um das 2,5-fache und ein vorangegangener Schlaganfall um das 2,75-fache. Andere Herzerkrankungen erhöhen das Risiko um das 2,65-fache. 

Bei den Patienten, die wegen einer Covid-19-Infektion in ein Krankenhaus eingeliefert wurden, fanden sich zudem folgende Herz-Kreislauf-Komplikationen:

Die Zahlen stützen sich auf die Beobachtungen an mehreren zehntausend Patienten und geben daher das Spektrum an Herz-Kreislauf-Komplikationen bei einer Covid-19-Infektion zuverlässig wieder. Zugleich verdeutlichen die Ergebnisse, wie wichtig es ist, Herz-Kreislauf-Risiken vorzubeugen, bzw. bei vorhandenen Risiken therapeutisch einzugreifen. Mehr zum Thema Covid-19

Eine Grippeerkrankung geht Studiendaten zufolge mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko einher. Kleinere Untersuchungen hatten in diesem Zusammenhang bereits gezeigt, dass umgekehrt eine Grippeimpfung offenbar einen Schutzeffekt bietet. Dem sind Forscher nun in einer großen Studie nachgegangen. Dabei wurde ermittelt, das eine unmittelbar im Krankenhaus vorgenommene Grippeimpfung Patienten nach einem Herzinfarkt vor weiteren tödlichen Herzattacken wohl tatsächlich schützt. Schwedische Forscher haben darüber vor kurzem in der Fachzeitschrift „Circulation“ berichtet. An ihrer Studie haben mehr als 2500 Frauen und Männer mit akuten Herzinfarkt teilgenommen.

Die eine Hälfte der Herzinfarkt-Patienten wurde dazu recht bald (innerhalb von 72 Stunden) nach der Krankenhauseinweisung gegen Influenza (Grippe) geimpft, die andere erhielt ein Placebo. Während der folgenden zwölf Monate wurde untersucht, wie häufig Todesfälle, Herzinfarkte und Thrombosen in Stents unter den geimpften Patienten auftraten verglichen mit den Patienten, die stattdessen ein Placebo verimpft bekamen. Insgesamt konnte der Auswertung zufolge in der Gruppe mit Grippeimpfung das Risiko für diese kardiovaskulären Ereignisse um fast 30 Prozent verringert werden, wie die Wissenschaftler berichten. Dabei war vor allem der Schutz vor einem kardiovaskulär bedingten Tod in den 12 Monaten nach einer Grippeimpfung deutlich.

Auf welche Weise die Grippeimpfung die herzkranken Studienteilnehmer vor weiteren schweren Ereignissen bewahrt hat, ist allerdings noch nicht geklärt. Die Forscher vermuten beispielsweise, dass die Impfung das Immunsystem zu anti-entzündlichen Reaktionen anregt. Schwelende Entzündungen begünstigen die Arteriosklerose, also die Verkalkung von Herzkranzgefäßen. Verschließt ein Herzkranzgefäß, kommt es zum Infarkt.  Auch eine positive Wirkung auf die Gerinnung könnte nach Auffassung der Forscher eine Rolle spielen.

Die Beschwerden und Symptome der chronisch-venösen Insuffizienz reichen von sichtbaren Erweiterungen der Beinvenen bis zu den sogenannten offenen Beinen. Ursache ist ein erhöhter Druck in den Beinvenen, der häufig zur Verlangsamung und Umkehr des Blutflusses in den Venen und Einlagerung von Flüssigkeit im Bereich der Füße, Knöchel und Unterschenkel führt. Eine Herzschwäche mit Blutstau vor dem rechten Herzen kann der Grund für die chronisch-venöse Insuffizienz sein. Faktoren, die die Krankheit befördern, sind Übergewicht, Bluthochdruck, hohes Lebensalter, Rauchen, familiäre Veranlagung und vorangegangene Beinvenenthrombosen – also zu einem großen Teil ähnliche Faktoren wie für eine Herzerkrankung. Frauen sind insgesamt öfter betroffen als Männer.

Eine kürzlich publizierte Studie mit über 12.000 Menschen verdeutlicht, dass die chronisch-venöse Insuffizienz sehr viel häufiger vorkommt als bisher angenommen (etwa 36,5% der Untersuchten waren betroffen). Den Daten zufolge haben Menschen mit chronisch-venöser Insuffizienz ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das mit dem Schweregrad der chronisch-venösen Insuffizienz zunimmt. Nach einer sechsjährigen Verlaufsbeobachtung stellte sich zudem heraus, dass die chronisch-venöse Insuffizienz sogar unabhängig von allen anderen kardiovaskulären Risikofaktoren ein erhöhtes Risiko anzeigt, vorzeitig zu sterben. Mit zunehmendem Schweregrad der Erkrankung nimmt dieses Sterberisiko deutlich zu.

Für die medizinische Praxis bedeutet das: Nicht nur Herz und Lunge sollten im Fokus einer Untersuchung beim Kardiologen stehen. Es sollte stets auch der Zustand der Beine und Füße beurteilt werden. Wissenschaftler gehen aufgrund dieser und ähnlicher Daten inzwischen davon aus, dass das Krankheitsgeschehen bei venösen wie auch arteriellen Erkrankungen auf ähnlichen schädlichen Prozessen in den Gefäßen beruht. 

Zehn Monate nach Einführung der Covid-19-Impfung und nach Beobachtungen in mehreren Ländern wie Israel, den USA und Großbritannien lassen sich inzwischen Ausmaß und Dauer des Impfschutzes konkreter abschätzen. Ergebnisse einer kürzlich in der medizinischen Fachzeitschrift „Lancet“ veröffentlichten Studie (1) zum Beispiel zeigen, dass nach einer kompletten Impfung mit der Biontech-Vakzine innerhalb von sechs Monaten die Effektivität zwar nachlässt, doch nach wie vor ein hoher Schutz vor Klinikeinweisungen aufgrund einer schweren SARS-CoV-2-Infektion besteht. Für die Studie waren die Daten von rund 3,5 Millionen vollständig geimpften Personen von Dezember 2020 bis August 2021 ausgewertet worden. Speziell bei der Delta-Variante, der in Deutschland dominierenden Virusvariante, sank der Infektionsschutz von 93 % auf 53 % bis zum fünften Monat. Dennoch blieb der hohe Schutzeffekt von über 90 % gegen schwere Verläufe durch die Deltavariante wie auch andere Virusvarianten für alle Altersgruppen über sechs Monate hinweg bestehen.

Ähnliches ergab eine vorab veröffentlichte britische Studie (2), wonach etwa ab der 20. Woche nach der zweiten Impfung der Impfschutz gegen eine Infektion mit der Deltavariante des Coronavirus nachlässt. Das Nachlassen des Impfschutzes war bei Über-65-Jährigen und bei Patienten mit Risikofaktoren, etwa starkem Übergewicht oder hohem Blutdruck, ausgeprägter als bei Jüngeren und bei Menschen ohne Risikofaktoren. Zugleich zeigte sich, dass der Schutz gegen schwere Verläufe mit Krankenhauseinweisung und/oder tödlichem Ausgang vergleichsweise weniger stark und zum Beispiel beim Biontech-Impfstoff weiterhin über 90 % betrug – bei älteren Menschen ohne weitere gesundheitliche Risiken sogar rund 95 %. Auch das Robert Koch-Institut betont nach einer aktuellen Auswertung von 17 Studien (6) erneut, dass durch eine Covid-Impfung ein moderater bis hoher Schutz vor einer Infektion mit der Deltavariante besteht (67 % Schutzwirkung) und ein weiterhin hoher Schutz vor einem schweren Covid-Verlauf und Hospitalisierung (91 % Schutzwirkung).

Dass auch älteren Menschen Bluthochdruck (Hypertonie) schadet, steht außer Frage. Doch wie stark sollte bei Ihnen der Blutdruck gesenkt werden – gerade bei nur mäßig erhöhten Werten? Sollte überhaupt bei nur gering erhöhten Blutdruckwerten eine medikamentöse Therapie neu begonnen werden? Darüber sind sich mitunter auch Fachgesellschaften nicht absolut einig. Bisher wurde davon ausgegangen, dass in fortgeschrittenem Alter ein leicht erhöhter Blutdruck sogar „normal“ ist. In Europa wird daher aktuell für Hypertonie-Patienten über 65 Jahre ein systolischer Zielblutdruckbereich zwischen 130 und 140 mmHg empfohlen.

In einer Datenanalyse aus 51 Studien mit insgesamt über 350.000 Patienten (3) wurde nun gezielt geprüft, ob auch ältere Menschen mit leicht erhöhtem Blutdruck von einer Senkung des Blutdrucks durch Medikamente profitieren. Die Blutdruckwerte lagen zwischen systolisch 120-170 mmHg und 70-110 mmHg diastolisch. Gemessen wurde der Therapienutzen anhand der Häufigkeit von Schlaganfällen, Herzinfarkten, dem Auftreten von Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und vorzeitigem Tod. Das Ergebnis: Jede Senkung des Blutdrucks unabhängig vom Ausgangswert und vom Alter der Patienten verringerte das Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Folgen. Relativ betrachtet profitierten zwar Patienten unter 55 Jahren am meisten von der blutdrucksenkenden Therapie. Da aber in höherem Alter Herzinfarkt und Schlaganfall häufiger auftreten, ist die absolute Risikoreduktion bei älteren Patienten über 70 Jahren sogar größer als bei Jüngeren. Daraus lässt sich schließen, dass auch jenseits eines Alters von 70 Jahren der Blutdruck sich nach Möglichkeit im Bereich von 120 zu 70 mmHg bewegen sollte – wenn die Therapie gut vertragen wird.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch eine große chinesische Studie (4), wonach eine intensivere Blutdrucksenkung auf systolische Werte unter 130 mmHg ältere Patienten (zwischen 60 und 80 Jahren) mit Bluthochdruck besser vor kardiovaskulären Ereignissen schützte als eine standardmäßige Senkung auf Werte zwischen 130 und 150 mmHg.  

Neben dem Klimawandel ist die Luftverschmutzung eines der größten Probleme für die Gesundheit der Menschen. Sie schädigt nicht nur die Lunge, sondern verursacht auch viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nun neue Richtlinien für die Qualität der Luft veröffentlicht (5). Diese beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, nach denen die Grenzwerte für die Menge schädlicher Stoffe in der Luft sehr viel niedriger liegen sollten, als bisher angenommen und von der WHO im Jahr 2005 festgelegt. Die neuen Luftqualitätsstufen gelten für sechs Schadstoffe, bei denen der Nachweis für die gesundheitlichen Auswirkungen am besten gesichert ist: Feinstaub (PM), Ozon (O₃), Stickstoffdioxid (NO₂), Schwefeldioxid (SO₂) und Kohlenmonoxid (CO).

Von besonderer Bedeutung für die öffentliche Gesundheit sind die Gesundheitsrisiken, die mit Feinstaub von mindestens 10 bzw. 2,5 Mikrometern (μm) Durchmesser (PM₁₀ bzw. PM₂.₅) verbunden sind, da die Partikel in der Lage sind tief in die Lunge einzudringen, teilweise sogar in den Blutkreislauf gelangen, was Auswirkungen für das Herz-Kreislauf-System und die Atemwege hat. Das Einhalten der neuen Grenzwerte, die deutlich niedriger liegen als alle derzeit gültigen, könnte jährlich das Leben von Millionen von Menschen retten. So hat die WHO hat in einer schnelle Szenarioanalyse errechnet, dass fast 80% der Todesfälle im Zusammenhang mit PM₂.₅ weltweit vermieden werden, wenn die aktuelle Luftverschmutzung auf die in der aktualisierten Leitlinie vorgeschlagenen Werte (bei PM₂.₅ nur noch 5 statt bisher 10 μm/m3 Luft) reduziert würde. Die Europäische Umweltagentur EFA hat in ihrer jüngsten Luftqualitätsbewertung errechnet, dass im Jahr 2018 zirka 417.000 vorzeitige Todesfälle (u.a. durch Krebs, Herzinfarkt und Schlaganfall) in Europa auf Luftverschmutzung durch Feinstaub zurückzuführen waren.

Experten untersuchen derzeit intensiv, wie lange nach Zweifachimpfung mit einem Covid-19-Impfstoff der Schutz bestehen bleibt und ob eine dritte Impfung zur Auffrischung sinnvoll wäre (“Booster”). Ein Grund sind Hinweise, dass nach 6 bis 12 Monaten die Zahl schützender Antikörper wieder sinkt und dass Patienten, die Medikamente zur Unterdrückung der Immunabwehr nehmen (z.B. nach einer Herztransplantation, bei Rheuma), trotz zweifacher Impfung kaum Antikörper bilden. In einer Beobachtungsstudie aus Israel wurde nun der Impfschutz bei Über-60-Jährigen, die komplett mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff geimpft worden waren, sowohl mit als auch ohne zusätzliche Booster-Impfung verglichen.

An der Studie vom Weizmann Institute of Science in Rehovot in Israel (1) hatten über eine Million Millionen Menschen über 60 Jahre teilgenommen, die vor dem 1. März 2021 komplett geimpft waren. Zwischen dem 30. Juli und dem 30. August wurden bei ihnen die Raten der bestätigten COVID-Fälle sowie der schweren Verläufe insgesamt sowie ab zwölf Tage nach der Booster-Dosis ausgewertet. Zudem wurden die Infektionsraten vier bis sechs Tage sowie ab zwölf Tage nach der Booster-Dosis miteinander verglichen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass der Booster das Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion 11-fach und das Risiko für einen schweren Verlauf fast 20-fach verringerte. Die Autoren folgern daraus, dass die Booster-Impfung die Zahl schwerer Durchbruchinfekte auf einen Bruchteil reduziert und dass sich der zusätzliche Schutz langsam aufbaut. Keine Antwort liefert die Studie allerdings auf die Frage, wie hoch für komplett Geimpfte das absolute Risiko für einen schweren Verlauf ist – und zwar mit oder ohne Booster. Lesen Sie mehr

Meldungen, dass Impfungen gegen das Corona-Virus Herzmuskelentzündungen verursachen können, beunruhigen viele Menschen. Ein Expertenbericht (2) beschreibt das Risiko nun genau. Analysiert wurden dafür 177 Millionen Impfungen mit den RNA-basierten Impfstoffen in den USA (nur nach Impfungen mit diesen Impfstoffen sind Entzündungen aufgetreten):

Insgesamt ist eine Entzündung des Herzmuskels nach RNA-basierter COVID-19 Impfung eine sehr seltene Komplikation. Das gesundheitliche Risiko durch eine COVID-19 Infektion eine Herzmuskelentzündung zu erleiden, ist bei weitem größer. Lesen Sie mehr

Auf dem diesjährigen Kongress der europäischen Kardiologen (ESC) wurden unter anderem auch Daten zum Vorhofflimmern präsentiert, die die Behandlung künftig verändern könnten. So hat eine zusätzliche Analyse der Studie EAST-AFNET-4 ergeben (3), dass auch Patienten mit Vorhofflimmern, die keine Symptome haben, von einer frühen Rhythmustherapie profitieren. Eine rhythmuserhaltende Therapie wird bislang nur für symptomatische Patienten als empfehlenswert erachtet. Eine erste Auswertung von EAST-AFNET-4 hatte ergeben, dass symptomatischen Patienten, bei denen erstmals in den letzten 12 Monaten Vorhofflimmern aufgetreten ist, eine frühe Behandlung vorwiegend mit Medikamenten (und/oder Ablation in rund 20% der Fälle) nutzt.

Außerdem: Dass körperliche Aktivität vor Vorhofflimmern schützt, haben schon einige Studien bewiesen. Nach Daten der ACTIVE-AF-Studie (4) kann offenbar ein spezielles Sportprogramm (ähnlich wie bei Herzinsuffizienz) auch Patienten mit paroxysmalem oder persistierendem Vorhofflimmern sogar so gut helfen, dass einige ihre Arrhythmie allein durch körperliche Aktivität kontrollieren können, ohne dass eine Ablation oder Medikamente nötig werden. Lesen Sie mehr zum Thema  

Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.